FSJ im Jugendzentrum

Pädagogisches Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen ist auch in freien Einrichtungen möglich. So zum Beispiel im städtischen Jugendzentrum Juz29 in Mainz-Hechtsheim, bei dem unsere Freiwillige Vero im letzten Jahr ihren Freiwilligendienst absolviert hat. Dabei hat sie so einiges erlebt und sich sogar für ein Studium im pädagogischen Bereich entschieden. Hat es sich für sie gelohnt? Wir fragen nach bei Vero und Barbara, ihrer Anleitung mit Herz.

Hallo Barbara, du begleitest hier im JuZ29 die Freiwilligen und dieses Jahr Vero – was sind denn die Aufgaben der Freiwilligen hier im Haus?

Das ist sehr vielseitig –aber die Hauptaufgabe ist, dass sie den offenen Bereich begleiten, unterstützen und vorbereiten. Dazu gehört alles fertig machen, Essen für die Kinder vorbereiten, wir haben auch Aktionen, wie Crêpes machen, mit den Kindern spielen und auch den Überblick behalten. Sie sorgen dafür, dass es läuft, und halten uns den Rücken frei. Die Freiwilligen kennen irgendwann jedes Kind, alle Abläufe und regeln dann hier richtig mit – und das ist gut so! Und sie können auch eigene Projekte umsetzen, Vero zum Beispiel hat mit einer Studentin eine Mädchengruppe aufgemacht.

 

Und wenn du den Freiwilligendienst zusammenfassen müsstest, was sind die drei wichtigsten Dinge, die es dafür braucht?

Mut – von beiden Seiten, Träger und Freiwilligen
Ganz große Neugier
Und das Positivste rausziehen.

Und wie kam es dazu, dass du hier im Juz29 mit den Freiwilligen arbeitest?

Ich hab selbst mal ein FSJ gemacht, ich habe damals mit Obdachlosen gearbeitet, und ich glaub das war das Geilste, was ich je in meinem Leben gemacht habe. Auch zu sagen, ich wag den Sprung, das wird schon laufen, auch mit dieser Neugier und dem Mut, das zu machen und mit einem Erfahrungsschatz rauszukommen, das kann einem keiner nehmen. Und die eigenen Grenzen kennen zu lernen, Orientierung finden – und ich hab für mich in meiner Erfahrung auch in der Begleitung anderer Lernender gemerkt, ich kann’s und deswegen war für mich klar, wenn, dann mach ich das.

Was war denn in diesem Jahr dein schönstes Erlebnis mit Vero?

Eins nur? Hier im Juz29 hat sich dieses Jahr viel verändert, auch wegen Corona – und da war Vero als Konstante einfach super zuverlässig. Auch mal nach dem Dienst mit ihr weg zu gehen oder was Neues auszuprobieren und ihre Ideen anzunehmen war auf jeden Fall immer toll.

Wie funktioniert denn die Begleitung und der Austausch mit den Freiwilligen?

Also ich bin hier die Praxisanleitung, ich kümmere mich um eine Einarbeitung – auch wie sie an alle Infos kommt, wie unsere PCs funktionieren, wir gehen zusammen einkaufen, ich erkläre ihre Aufgaben, was es überhaupt zu tun gibt. Und nach den ersten sechs Wochen sind wir hier eine eingeschworene Gemeinschaft, und immer dauerhaft im Austausch.

Bleibst du nach dem Dienst auch im Kontakt mit den Freiwilligen? Wenn ja, wie?

Vero würde zum Beispiel gerne nach ihrem Dienst als studentische Hilfskraft wieder bei uns arbeiten –  der Kontakt bleibt auf jeden Fall. Die Zeit hat uns auf jeden Fall zusammengeschweißt. Und Vero war schon einzigartig.

Hi Vero, dein Freiwilligendienst ist ja jetzt fast schon zu Ende. Weißt   du noch, warum du dich damals für einen Freiwilligendienst   entschieden hast?

Ich hatte nach meinem Abi zwei Studiengänge angefangen, Rechtswissenschaften und Lehramt. Ich war mir bei allem  aber einfach unsicher und hab wegen Corona auch einfach kaum Leute kennengelernt. Deshalb hab ich was Interaktives  gebraucht. Ich bin einfach gerne unter Menschen und dachte dann, ok, FSJ, da kann ich praktisch arbeiten, ich finde  raus, mit welcher Altersgruppe an Kindern ich gut klar komme. Und das hat dann so gut geklappt, dass ich mittlerweile  auch beschlossen habe, Soziale Arbeit zu studieren, weil es hier so offen und familiär ist und kein so enges Schulsystem.

Das heißt, es lief auch so, wie du es dir vorgestellt hast? Wie war denn ein typischer Einsatztag für dich?

Natürlich hat jeder Tag so seine Besonderheiten, aber für gewöhnlich komm ich erst mal hierher und fang erst mal mit hauswirtschaftlichen Sachen an. Also Spülmaschine ausräumen, Post holen, aufschließen und durchlüften. Dann wird Gemüse geschnitten und die Sprudelmaschine gerichtet. Der Vormittag ist organisatorisch verplant, auch je nachdem welchen Tag wir haben und ob ich hier oder in unserem anderen Haus bin. Ab 14.00 Uhr haben wir dann für die Kinder geöffnet. Da haben wir offene Angebote und in dem Zeitraum bin ich hinter der Theke oder bei den Kindern, spiele mit ihnen, organisiere das Pfandsystem für die Playstation oder mache auch Sandwiches.

Das hört sich ganz schön vielfältig an. Was waren denn deine drei Hauptaufgaben?

Auf jeden Fall den Überblick behalten – auch bei vollen Tagen und wenn viel los ist. Zusammen mit den Student*innen schmeiße ich oft auch den Bereich mit den Kindern, so dass die anderen Kolleg*innen die Orga im Hintergrund erledigen können.

Und welche Menschen triffst du so während deines Einsatzes?

Da sind natürlich meine Kolleg*innen – Pädagog*innen und Studierende, die ich echt schon ins Herz geschlossen habe, weil man schon richtig viel dazulernt. Gerade meine Anleitung kann mir da richtig viel von Ihrer Erfahrung auch als Sozialpädagogin mitgeben und von den Studierenden habe ich schon viele Tipps fürs Studium und aus dem theoretischen Teil bekommen. Zum Beispiel aus dem Bereich Erlebnispädagogik.

Die Kinder sind eigentlich bunt gemischt. Mädchen, Jungs, Diverse die meisten sind zwischen 6 und 14 Jahren alt, und ein paar ältere Kandidaten. Alles Kinder aus der Umgebung mit verschiedenen Sprachhintergründen, Kinder mit und ohne Beeinträchtigung – unsere Kids hier sind sehr aufgeschlossen und es macht wirklich Spaß mit allen.

Was war für dich so das spektakulärste Erlebnis im Freiwilligendienst?

Das ist echt schwer zu sagen. Ich hatte wirklich viele tolle Erlebnisse und würde tatsächlich eher ein Gefühl nennen, das ich hier oft hatte. Und zwar hatte ich hier das Gefühl, wirklich gebraucht und geschätzt zu werden. Gerade von Seiten der Kolleg*innen war da echte Wertschätzung. Und auch die Kinder geben das zurück und sagen auch, dass sie gerne Zeit hier und mit mir verbringen. Es gibt sogar Kinder, die hier ehrenamtlich mithelfen – und gerade mit denen war auch die Entwicklung einfach toll zu beobachten.

Und wie war das auf den Seminaren, gab es da auch Highlights?

Leider war nur mein letztes Seminar in Präsenz, aber auch die online Seminare hatten tolles Programm und die kleinen Pakete waren auch immer super schön. Highlight war aber das letzte Seminar, bei dem wir uns dann alle gesehen haben. Wie Klassenfahrt, aber mit Erwachsenen!

Könntest du deinen Freiwilligendienst in drei Begriffen zusammenfassen?

Es war auf jeden Fall lehrreich und aufschlussreich für mich, sehr kreativ und hilfreich.

Und so alles in allem, würdest du einen Freiwilligendienst im Jugendzentrum weiterempfehlen, bzw. warum?

Auf jeden Fall. Das FSJ war eine der besten Ideen, die ich hatte. Ich bin noch selbstbewusster geworden und habe echt viel mitgenommen. Gerade durch die Wertschätzung hier kann man viel lernen und sich weiterentwickeln. Und man kann das Arbeitsleben kennenlernen und hat nicht direkt die Verantwortung, die man später hat.

 

Dieses Interview entstand mit einer Freiwilliger, die beim DRK Landesverband Rheinland-Pfalz e. V. eingesetzt  ist. Weitere Träger, die einen Freiwilligendienst in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen anbieten sind:

ASB Landesverband RLP e. V.

AWO Rheinland-Pfalz/ Saarland

BDKJ Diözesanverband Speyer

bpa gGmbH

Bund der Deutschen Katholischen Jugend Mainz

Caritasverband für die Diözese Mainz e. V.

Caritasverband für die Diözese Speyer e. V.

Club Aktiv e. V.

Der Paritätische LV Rheinland-Pfalz/ Saarland e. V.

Diakonisches Werk Rheinland Westfalen-Lippe e. V.

Diakonisches Werk der evang. Kirche der Pfalz

EOS Erlebnispädagogik

Evangelische Freiwilligendienste – Diakonie Hessen

EVIM Freiwilligendienste

Fachstelle Freiwilligendienste im Bistum Limburg

Freiwilliges Ökologisches Jahr Rheinland-Pfalz

Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e. V.

FSJ im Elim-Zentrum

IB Südwest gGmbH Mainz

IB Südwest gGmbH Kaiserslautern

IB Südwest gGmbh, Betrieb Rhein-Mosel

IKOKU (Interkulturelles Kompetenzzentrum RLP Gmbh)

Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.

Malteser Hilfsdienst e. V.

Marienhaus GmbH

netzwerk-m e. V.

Soziale Lerndienste im Bistum Trier

 

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