FSJ in Gedenkstätten für NS-Opfer

Erinnern – Gedenken – Lernen…

…das ist das Leitmotto der Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt an der Weinstraße. Am Ort eines frühen Konzentrationslagers von 1933 sollen die Erinnerungen an die damaligen Geschehnisse wach gehalten werden, der Opfer gedacht werden und auf dieser Grundlage zur Demokratiebildung beigetragen werden. In der Gedenkstätte finden Führungen für Schulklassen und andere Gruppen statt sowie eine Vielzahl an Veranstaltungen und es wird weiter Forschung betrieben. Ein spannendes und vielseitiges Einsatzfeld für die BFDlerin Laura Kimmel:

Laura, was sind deine Aufgaben in deinem Bundesfreiwilligendienst?

Eine meiner Hauptaufgaben sind die Führungen für Schulklassen, Gruppen oder Einzelpersonen. Dabei gehe ich mit den Menschen durch unsere Gedenkstätte und informiere sie über das Lager hier, aber auch über die Lage in Deutschland insgesamt zu Beginn der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Außerdem haben wir hier eine Opferkartei von Inhaftierten dieses Lagers, zu der wir nach wie vor auch neue Materialien und Informationen bekommen, die eingepflegt werden müssen.

Im Büro plane ich anstehende Veranstaltungen mit und nehme auch an Vernetzungstreffen teil.

Außerdem kann jede:r Bufdi hier auch ein eigenes Projekt umsetzen. Meines hat den Titel „Schreibtischtäter“ und befasst sich mit den Menschen hier in der Region, die durch ihr Handeln oder Nichthandeln auch zu „Mittätern“ geworden sind, ohne dass sie jetzt z.B. tatsächlich Menschen inhaftiert haben o.Ä. Das Ganze soll in einer Ausstellung münden, die einen alten Schreibtisch als Sinnbild im Zentrum hat. Grundlage sind die „Opportunistennachlässe“, die wir haben.

Desweiteren machen ich Pressearbeit und bin für socialmedia zuständig.

 

Warum hast du dich für den BFD entschieden?

Ich interessiere mich für Geschichte und möchte das auch evtl. studieren. Im Rahmen der Recherchen zu meiner Facharbeit über Verfolgung von politischen Gegnern in der NS-Zeit bin ich auf die Gedenkstätte aufmerksam geworden und kam in Kontakt mit der damaligen Freiwilligen. Sie hat mir viel vom BFD hier erzählt und mich neugierig gemacht.

Da ich nicht gleich nach der Schule ins Studium wollte, aber auch etwas Sinnvolles tun wollte, habe ich mich für den BFD hier beworben.

 

Was sind deine Highlights bisher?

Ein Highlight war ein Interview mit dem Enkel eines hier Inhaftierten. Durch seine Erzählungen hat die Person ein Gesicht und eine Geschichte bekommen.

Außerdem empfinde ich mein Projekt als ein Highlight, an dem ich sehr gerne arbeite.

 

Warum würdest du einen Freiwilligendienst hier und allgemein empfehlen?

Ich bin bereits jetzt viel selbständiger und selbstbewusster geworden. Das ist sicher etwas, was in jeder Einrichtung „passiert“.

Speziell hier ist es eine sehr schöne Arbeitsatmosphäre und ich fühle mich hier sehr gut unterstützt und angeleitet. Außerdem halte ich das Thema und das Gedenken daran für sehr wichtig und glaube, dass junge Menschen wie wir Freiwillige die Schülerinnen und Schüler noch einmal ganz anders „abholen“ können.

 

Alice Fuß ist studierte Kunsthistorikerin und die direkte Ansprechperson und Anleiterin für die Freiwilligen in der Gedenkstätte. Neben ihr als fest angestellte Mitarbeiterin gibt es noch den Vorstand des Trägervereins sowie ein starkes Netz an Ehrenamtlichen, die alle in und für die Gedenkstätte arbeiten.

 

Frau Fuß, warum setzt Ihre Einrichtung auf die Arbeit mit Bundesfreiwilligen?

Die Freiwilligen sind eine sehr große Unterstützung unserer Arbeit, die zum großen Teil auch ehrenamtlich getragen wird. Durch die Freiwilligen, die hier in Vollzeit mit mir arbeiten, ist immer jemand vor Ort. So können wir die enorme Zahl an Anfragen, insbesondere von Schulklassen, einigermaßen bedienen, auch wenn wir mittlerweile auch Anfragen ablehnen müssen.

Und wie Laura schon sagte: die Freiwilligen sprechen die Schülerinnen und Schüler auf einer ganz anderen Ebene an und sprechen auch noch eher deren Sprache.

Wie arbeiten die Freiwilligen bei Ihnen?

Die Freiwilligen arbeiten sehr selbständig und sind vollwertige Mitglieder des Teams. Wir haben hier sehr flache Hierarchien und jeder und jede kann und soll seine und ihre Ideen einbringen. Wir begrüßen es sehr, wenn die Freiwilligen ein eigenes Projekt planen und umsetzen, so wie Laura jetzt mit ihrer Ausstellung „Schreibtischtäter“.

Bleiben Sie in Kontakt mit Ihren Freiwilligen?

Ja, es gibt mit sehr vielen Freiwilligen noch Kontakt. Viele von ihnen kommen weiter zu unseren Veranstaltungen und zum Teil arbeiten sie auch weiterhin ehrenamtlich mit.

Über socialmedia ist natürlich auch viel Austausch bzw. halten wir uns per Mail auf dem Laufenden.

Wir planen aber aktuell auch, ein Ehemaligentreffen auf die Beine zu stellen und möglichst alle ehemaligen Freiwilligen einmal zum gleichen Zeitpunkt am gleichen Ort zusammen zu bringen.

 

Dieses Interview entstand mit Freiwilligen, die eingesetzt sind beim Diakonisches Werk der evang. Kirche der Pfalz . Weitere Träger, die ein FSJ in Gedenkstätten für NS-Opfer anbieten sind: Kulturbüro

 

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