Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) beim „Centrum Lizenz zum Fühlen“

Im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) ist das Spektrum an möglichen Tätigkeiten aufgrund der Vielfalt an Einsatzstellen sehr breit und reicht von Arten- und Biotopschutzmaßnahmen über Tätigkeiten in der ökologischen Landwirtschaft, der nachhaltigen Forstwirtschaft, der Landschaftsplanung und der Umweltpädagogik bis hin zu umweltbezogener Öffentlichkeitsarbeit. Wie zum Beispiel in der Einsatzstelle der FÖJlerin Paulina, die hier von ihrer abwechslungsreichen Arbeit im „Centrum Lizenz zum Fühlen“ von Christine Neuner berichtet.

Das „Centrum Lizenz zum Fühlen“ liegt im wundervollen Örtchen Bescheid und umfasst den Hof, mehrere Pferde- und Obstbaumwiesen und daran anknüpfend die Arbeit mit und um Pferd und Mensch.
Im Centrum wird viel Wert daraufgelegt, dass alle einen respektvollen und achtsamen Umgang miteinander pflegen. Neben den Angeboten rund um Pferde und Ponys gibt es Seminare und Aktivitäten für Jung und Alt in der Natur oder Indoor, die der Gesunderhaltung von Körper, Geist und Seele dienen. Im hofeigenen Shop werden u.a. die in Kooperation mit der „Viezgarage“ verarbeiten Produkte der Obsternte angeboten.

Paulina, erzähl uns von einem normalen Tag im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) bei dir.

Morgens stehe ich auf, schaue aus dem Fenster und mit etwas Glück sehe ich schon die ersten Pferde auf der Wiese direkt vor dem Haus grasen. Richtig los geht mein Arbeitstag mit Füttern, Heilmittel geben (wo es notwendig ist) und Kontrolle von Trinkmöglichkeiten. Dieses Grundgerüst an Arbeitsaufträgen besteht jeden Tag. Der Großteil der über 20 Pferde lebt auf großen Weiden ganzjährig im Herdenverband. Einige Pferde stehen aus gesundheitlichen Gründen über Nacht in großen, offenen Boxen und tagsüber draußen auf Paddocks oder Wiesen.
Dazu kommen Aufgaben wie Misten, mögliche Reparaturen an Zäunen oder Ähnliches, die Pferdearbeit oder auch die Erteilung von Reitunterricht. Mit meiner Mit-FÖJlerin Kira arbeite ich zudem an verschiedenen Projekten, die zusätzliche Abwechslung schaffen. Eins steht fest: Flexibilität ist bei dieser Arbeit sehr wichtig. Mir wird fast täglich bewusst, dass vieles anders laufen kann als geplant. Was keineswegs etwas Schlechtes ist, man muss sich dessen nur bewusst sein. Zudem können verschiedene Wetterlagen Herausforderungen mit sich bringen. Im Sommer zum Beispiel spielen Wasser und Schatten für die Pferde eine große Rolle und auch die Arbeit mit ihnen muss den Temperaturen entsprechend angepasst werden. Im Herbst ist es einfach die traumhafteste Zeit zum Ausreiten, die Landschaft ist wunderbar bunt und unglaublich vielfältig. Gleichzeitig beginnt die Zeit des Mistens, die sich dann durch den Winter zieht: Unser tägliches Workout. Belohnt werden wir alle im Frühling. Die Pferde stehen wieder glücklich auf den großen, grünen Wiesen und wir sorgen dann dafür, dass das Graswachstum sich auch dort in Grenzen hält, wo keine Pferde grasen. Der Rasen wird gemäht, Weidezäune freigeschnitten und neue Zäune gebaut, um die Pferde „umweiden“ zu können. Es wird auf jeden Fall nie langweilig und wir lernen in vielen Bereichen, mit der Natur zu leben und zu wirtschaften. Mein Tag endet eigentlich immer damit, dass ich geschafft, aber glücklich ins Bett falle.

Frau Neuner, wie begleiten Sie Ihre Freiwilligen unterstützend in ihrem FÖJ im Centrum Lizenz zum Fühlen?

In der gemeinsamen Morgenbesprechung erstellen wir den Tagesplan mit den anstehenden Aufgaben. Die Freiwilligen arbeiten bei uns dann möglichst eigenverantwortlich und selbst organisiert. Gleichzeitig bin ich immer verfügbar und unterstütze alle Arbeiten und Projekte, wo es meine Unterstützung und Metaebene braucht. So haben die Freiwilligen die Möglichkeit, sich in ihrem eigenen Rhythmus selbst zu organisieren, zu lernen Verantwortung zu übernehmen und sind gleichzeitig nicht allein. Ich begleite und leite immer dort an, wo es gebraucht wird.

Welche 3 Begriffe stehen für Sie für den Freiwilligendienst?
Bei uns: Flexibilität, Potenzialentfaltung, Erdung

Paulina, mit welchen Menschen hast du zu tun?

Foto: FÖJ-Team

Erst einmal bin ich hier im Centrum umgeben von vielen wundervollen Menschen. Egal ob Pferdebesitzer*innen, Mitarbeiter*innen, Nachbar*innen, Kund*innen oder Christine Neuner als Leiterin des Centrums. Was mich wirklich glücklich macht, ist nicht nur die tolle zwischenmenschliche Kommunikation und der Umgang miteinander, sondern auch das gute Arbeitsklima, welches dadurch geschaffen wird. Wir als Freiwillige tragen eine gewisse Verantwortung, werden aber nicht allein gelassen und in unserem Schaffen unterstützt. Die Wertschätzung, die uns entgegengebracht wird, hat mir in meiner eigenen Entwicklung geholfen.
Hinzukommen die weiteren Freiwilligen, die ich über die Seminare und darüber hinaus kennengelernt habe. Zum Beispiel bin ich zur Sprecherin meiner Seminargruppe gewählt worden und gemeinsam mit anderen Gruppensprecher*innen arbeite ich an weiteren Projekten und Themen rund ums FÖJ.

Frau Neuner, was war bisher ihr schönstes Erlebnis mit Freiwilligen?

Die erste Freiwillige, durch die das FÖJ bei uns erst zustande gekommen ist, arbeitet immer noch mit uns zusammen. Es fühlt sich gut an, wenn Menschen bleiben wollen und den Ort und unser Wirken schätzen und unterstützen.

Warum haben Sie sich dafür entschieden, mit Freiwilligen zu arbeiten?
Ich finde die Arbeit mit jungen Menschen sehr bereichernd und schätze ihr persönliches Engagement, ihr Interesse an einer gesunden Zukunft und die Motivation, persönlich etwas dazu beizutragen sehr und schaffe gerne einen Raum dafür.

Paulina, warum hast du dich dafür entschieden, ein FÖJ zu machen?

Für mich stand fest, dass ich direkt nach dem Abitur nicht in eine Ausbildung oder ein Studium starten konnte, beziehungsweise wollte. Aus diesem Grund habe ich eine Möglichkeit gesucht, das zu machen, was mir Freude bereitet, und habe mich daraufhin im FÖJ wiedergefunden. Zur Abwechslung mal nicht nur das Köpfchen anzustrengen, sondern primär körperlich zu arbeiten, tut mir momentan sehr gut und lässt mich wieder positiv auf den schulischen Aspekt von Ausbildung und Studium schauen.

Paulina, warum würdest du ein FÖJ weiterempfehlen?

Für alle, die vielleicht noch nicht ganz wissen, wo sie hinwollen oder wie ich erstmal eine Verschnaufpause brauchen, ist das FÖJ und andere Freiwilligendienste eine gute Möglichkeit, ins Berufsleben zu starten.

Dieses Interview entstand mit einer Freiwilligen, die eingesetzt ist beim Freiwilliges Ökologisches Jahr Rheinland-Pfalz

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